Eine neue Studie der weltweiten Eintragungszahlen von Hunden hat ergeben, dass der
Labrador Retriever die am weitesten verbreitete Rasse der Welt ist, gefolgt vom
Deutschen Schäferhund und dem Pudel (alle Größen). Für die beliebtesten Rassen beläuft
sich die Zahl der weltweiten Eintragungen pro Jahr auf zehntausende und für ein
paar glückliche sogar auf über einhunderttausend. Am anderen Ende dieser Liste gibt
es jedoch zahlreiche Rassen, die Schwierigkeiten haben, die Einhundertmarke der
Eintragungen pro Jahr zu übertreffen. Die Züchter von knapp 30 % der FCI-Rassen
stehen vor der Herausforderung, die genetische Nachhaltigkeit der Populationen zu
erhalten, während sie innerhalb sehr kleiner Populationen züchten.
Die Umfrage
Im Herbst 2012 wurde die schwedische Ausstellungsrichterin Catherina Hasselgren
vom Svenska Kennelklubben (der Schwedische Kynologenverband) beauftragt, eine Studie
zum weltweiten Gesamtbestand von Hunden unterschiedlicher Rassen durchzuführen.
Hundeverbände in 37 Ländern wurden angeschrieben und gebeten, ihre Eintragungsdaten
zu übermitteln. Ende Januar 2013 hatten 25 Länder auf die Anfrage geantwortet und
die Gesamtanzahl der Hunde in den Umfrageantworten belief sich auf über zwei Millionen
Individuen.
Das dadurch gewonnene Material besteht aus einer großen Datenmenge, die für unterschiedliche
Situationen von Interesse sein könnte. Am wichtigsten ist, dass sie einen Einblick
in die Verteilung der Rassen in der Welt und die Gesamtzahl der Eintragungen für
die unterschiedlichen Rassen ermöglicht.
Auch wenn die Daten nur einen begrenzten Einblick zulassen (mehr zu den Ursachen
dafür weiter unten), können doch einige interessante Schlussfolgerungen abgeleitet
werden.
Vor der genaueren Analyse der Daten jedoch zuerst ein Blick auf einige allgemeine
Statistiken aus dem Material, wie die Gesamtsummen und die Liste der beliebtesten
Rassen weltweit, basierend auf den Eintragungen der Hundeverbände.
Allgemeine Statistiken:
Gesamtanzahl der Rassen
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293 Rassen
|
Gesamtanzahl der Hunde
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2.276.864 Hunde
|
Top dreißig der FCI-Rassen weltweit:
Die Lage der kleinen Rassen
Mithilfe der Daten können Informationen über viele unterschiedliche Aspekte der
weltweit eingetragenen Hunde gewonnen werden. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei natürlich
die Lage der kleinen Rassen (in Bezug auf die Eintragungszahlen). 51 FCI-Rassen
verzeichnen in der Datensammlung beispielsweise weniger als 100 weltweite Eintragungen
pro Jahr. Dieser Anteil entspricht 17 % der Rassen. Auffällig ist auch, dass einige
Rassen überhaupt keine Eintragungen haben. Die jährliche Eintragung von 100 Hunden
einer Rasse würde in einem Land als eine kleine Anzahl angesehen werden, um die
Populationsgröße beizubehalten und den Inzuchtkoeffizienten auf einem akzeptablen
Niveau zu halten. In dieser Datensammlung gibt es Rassen, die eine solch geringe
Anzahl auf weltweiter Ebene verzeichnen. Diese Rassen stehen vor extremen Schwierigkeiten,
um das Inzuchtniveau beim Deckakt, sowie die Population als Ganzes, auf einem akzeptablen
Niveau zu halten, da die begrenzte Anzahl des Zuchttierbestands auf unterschiedliche
Kontinente verteilt sein kann. Man könnte argumentieren, dass es vielleicht große
Bestände dieser Rassen in Ländern gibt, die keine Daten übermittelt haben. Ferner
besteht auch die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffene Rasse zu denen gehört,
die mit einer eng verwandten ähnlichen Rasse gekreuzt werden darf. Hoffentlich trifft
das auf die ganz kleinen Rassen zu. Wenn nicht, sind viele unter ihnen von zahlreichen
Inzuchtproblemen, oder sogar vom Aussterben, bedroht.
Um das Ausmaß der zu kleinen weltweiten Populationen gehörenden FCI-Rassen näher
zu erläutern, hier noch einige Ergebnisse: 86 Rassen verzeichnen weniger als 200
weltweite Eintragungen pro Jahr. Das bedeutet, dass knapp 30 % aller FCI-Rassen
vor der Herausforderung stehen, innerhalb sehr kleiner Populationen zu züchten.
Andererseits ist es eine beruhigende Erkenntnis, dass die Mehrheit der FCI-Rassen,
Populationen auf weltweiter Ebene verzeichnen, die, wenn sie in gut durchdachten
Zuchtprogrammen verwendet werden, zur langfristigen nachhaltigen Zucht innerhalb
einer Population, ihrer jeweiligen Rasse, beitragen können.
Weitere Schlussfolgerungen
Eine weitere offensichtliche Schlussfolgerung, die aus den vorhandenen Daten hervorgeht,
ist, wie wichtig die länderübergreifende Zusammenarbeit der Züchter ist. Die Hundezucht
ist eine internationale Angelegenheit und das genetische Wohlergehen zahlreicher
Rassen hängt davon ab, dass Züchter in unterschiedlichen Ländern, ihren Zuchttierbestand
teilen, und somit das Inzuchtniveau des Rassebestands in einem anderen Land verringern.
Um das Überleben sehr kleiner Rassen (in Bezug auf die Eintragungszahlen) für die
Zukunft zu sichern, ist es von großer Bedeutung, die mögliche Verwendung eng verwandter
Rassen/Varietäten für die Zucht zu untersuchen. Folglich ist es notwendig, die Kreuzungsregulierungen
zwischen Rassen und Varietäten weltweit zu standardisieren, um ähnliche Möglichkeiten
mittels der Verwendung eng verwandter Rassen/Varietäten zu gewährleisten. Eine Standardisierung
dieser Art könnte eine Methode sein, um sicherzustellen, dass Züchter in allen FCI-Ländern
die gleichen Möglichkeiten haben, um ihre Zucht unter den gleichen Bedingungen planen
und ihren Zuchttierbestand mit Züchtern aus anderen Ländern teilen zu können.
Die Probleme, denen zahlenmäßig kleine Rassen gegenüberstehen, sollten auch bei
der Anerkennung neuer Rassen durch die FCI berücksichtigt werden. Wie groß ist die
Wahrscheinlichkeit, dass die genetische Gesundheit der neuen Rasse langfristig erhalten
bleibt? Ist die Anzahl der Ursprungshunde ausreichend, um die Basis einer neuen
Rasse zu bilden? Kann die neue Rasse als eine Varietät einer bereits bestehenden
Rasse anerkannt werden?
Danksagung
Unser Dank gilt allen Ländern, die so freundlich waren, ihre Daten mit uns zu teilen
und somit diesen Artikel erst möglich gemacht haben: Argentinien, Australien, Belgien,
Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien,
Japan, Kanada, Neuseeland, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, die Slowakei,
Spanien, Südafrika, Taiwan, die Tschechische Republik, die Ukraine, die USA und
das Vereinigte Königreich.
Zum Material
Die Daten
Hundeverbände in 37 Ländern wurden gebeten, ihre Daten mit uns zu teilen. Die Anfragen
wurden an FCI-Mitglieder gesendet, mit Ausnahme der Länder ohne ein FCI-Mitglied.
Dort wurde die Anfrage an Hundevereine gesendet, die in irgendeiner Form von der
FCI anerkannt sind. 25 dieser Verbände sendeten uns Daten in der einen oder anderen
Form zu. 23 der antwortenden Länder, schickten Daten von 2011, während die anderen
beiden Daten von 2008 bzw. 2009 übermittelten. Ein Land übermittelte alle Eintragungsdaten
außer für den Deutschen Schäferhund, diese Zahlen fehlen aus einem Land.
Da die Eintragungsdaten in manchen Ländern als vertraulich angesehen werden, werden
die einzelnen Zahlen pro Land nicht veröffentlicht.
Die Daten sind, aus erläuterten Gründen, unzureichend. Mehrere Länder mit großen
Eintragungszahlen haben nicht geantwortet. Dennoch glauben wir, dass die vorliegenden
Daten einen wertvollen Einblick in die Verteilung der Rassen liefern und einen Hinweis
auf die Gesamtsumme der weltweiten Eintragungszahlen für die unterschiedlichen Rassen
geben.
Definition des Begriffs „Rasse“
Das Definitionsproblem für den Begriff „Rasse“ wird bei der Arbeit mit Material
aus unterschiedlichen Ländern offensichtlich. Der Rassebegriff in diesem Artikel
stützt sich auf Hunde, die unter derselben FCI-Nummer eingetragen sind. Dennoch
wurden auch Hunde, die unter zwei verschiedenen FCI-Nummern eingetragen sind, als
zur selben Rasse gehörig definiert, wenn mindestens eines der antwortenden Länder
alle Hunde der unterschiedlichen Varietäten, als zur selben Rasse gehörig eingetragen
hat. Zum Beispiel haben einige Länder die Collies nur als „Collie“ (FCI-Nr. 156/296)
angegeben und nicht als „Langhaarcollie“ (FCI-Nr. 156) und „Kurzhaarcollie“ (FCI-Nr.
296).
Möchten Sie uns unterstützen?
Alle Länder, die noch keine Eintragungsdaten übermittelt haben, sind herzlichst
dazu eingeladen, dies zu tun. Bitte kontaktieren Sie die Autorin (E-Mail:
), wenn Sie uns unterstützen möchten.